Ernst von Pfuel und das „Kölner Ereignis“

Unbekannter Künstler, Generalleutnant Ernst Adolph von Pfuel (Ausschnitt), um 1840, Öl auf Leinwand © LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Der preußische Generalleutnant Ernst Adolf Heinrich von Pfuel (1779-1866) agierte bei der Verhaftung des Erzbischofs Droste zu Vischering nur im Hintergrund. Diese erfolgte auf königlichen Befehl am Abend des 20. November 1837 durch drei zivile Beamte. Danach wurde der Erzbischof sofort in die Festung Minden verbracht, wo er im Hause des katholischen Kaufmanns Vogeler am Obermarkt unter Arrest stand.

Pfuel, seit 1830 in Köln als Erster Kommandant der Festung und Kommandeur der 15. Division, war für die umfangreiche militärische Sicherung des Unternehmens verantwortlich. Zwei Bataillone Infanterie riegelten die Gereonstraße ab, wo sich das Wohnhaus des Erzbischofs befand. In den Kasernen hielten sich weitere Truppen bereit.

Es kam jedoch nicht zu Unruhen und Zusammenstößen von Militär und Bürgern, im Gegensatz etwa zu Münster und Paderborn. Der unzugängliche Droste war bei den liberalen und lebensfreudigen Kölnern nie beliebt. Selbst das Domkapitel rechtfertigte das Vorgehen des Königs. Der General Pfuel jedenfalls wurde im April 1838 von der Kölner Bürgerschaft sehr herzlich verabschiedet, als er zum Kommandierenden General des VIII. (rheinischen) Armeekorps befördert und nach Koblenz versetzt wurde, und die „Kölnische Zeitung“ widmete ihm eine zweiseitige Laudatio. Pfuel hatte sich in Köln viele Freunde gemacht, ein gebildeter, musisch begabter und vielseitig interessierter Offizier, der in Berlin im Salon der Schriftstellerin Rahel Varnhagens verkehrte und der preußischen Reformpartei angehörte.

Der General war in seiner Jugend ein enger Freund des Dichters Heinrich von Kleist im Potsdamer Garderegiment. Ebenso wie Kleist nahm der junge Pfuel seinen Abschied, trat jedoch bald darauf wieder ins Militär ein. 1815 war er preußischer Kommandant der besetzten Stadt Paris. Im Revolutionsjahr 1848 war Pfuel für wenige Tage Gouverneur von Berlin. Am 22. September zum preußischen Ministerpräsidenten und Kriegsminister berufen, brachte ihn sein liberal-konstitutioneller Regierungskurs zunehmend in Konfrontation zu den reaktionären Hardlinern um den König. Am 1. November trat Pfuel von seinen Ämtern zurück und nahm 1849 endgültig den Abschied. Auch im fortgeschrittenen Alter widmete er sich einem lebenslangen sportlichen Interesse: dem Schwimmen, das für ihn zur militärischen Grundausbildung gehörte. Pfuel hatte bereits 1817 in Berlin die erste Fluss-Badeanstalt begründet, als Militär-Schwimmschule mit Zugang auch für Zivilisten.

Weitere Unterthemen:

> Union und Agende, Mitbestimmung oder Bevormundung 

 

< Zurück zum Oberthema "Religion, Kirchen und Staat"

Sucheingabefeld

Unbekannter Künstler, Arrestquartier des Erzbischofs in der Festung Minden, Lithographie um 1840 © Leihgabe: Privatbesitz,
LVR-Niederrheinmuseum Wesel