LVR-Niederrheinmuseum Wesel Ehem. Zitadelle Wesel
Gemeinde(n): Wesel
Kreis(e): Wesel
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Adresse: An der Zitadelle 14, 46483 Wesel
Baujahr: ab 1688 bis ins 19. Jahrhundert
Ingenieure: Charles Du Puy, Johan de Corbin und Jean de Bodt
Die Zitadelle Wesel ist eine der größten noch erhaltenen Festungsanlagen des Rheinlandes. Spanier, Niederländer und Franzosen hatten die mittelalterliche Stadtbefestigung Wesels im Verlauf des 17. Jahrhunderts bereits modernisiert und mit Bastionen versehen. Mit dem Einzug kurbrandenburgischer Truppen 1679 befahl der Große Kurfürst den weiteren Ausbau der Festung mit Anlage einer Zitadelle (italienisch „cittadella“ = kleine Stadt) als Kernbereich. Diese erstreckte sich mit Anschluss an die Stadtbefestigung nach Süden, beherrschte den Zusammenfluss von Rhein und Lippe und war rundum von einem Hauptwall mit fünf Bastionen und Außenwerken umgeben.
Der Ausbau der Zitadelle war um 1714 weitgehend abgeschlossen. Um Wesel entstand die seinerzeit größte und stärkste brandenburgisch-preußische Festungsanlage, an deren Baukosten sich die verbündeten Niederlande zu etwa einem Drittel beteiligten. Die Festungswerke entsprach der modernen französischen Schule des Marschalls Vauban: Die ersten drei Bauleiter waren französische Glaubensflüchtlinge. Jean de Bodt (1670-1745), der dritte und bedeutendste unter ihnen, versah die Festung überdies mit repräsentativ-dekorativen Torbauten.
Neben dem Berliner Tor zählt dazu auch das stadtseitige Zitadellenhaupttor, vorgelagert dem ebenfalls von de Bodt entworfenen Haupttorgebäude, in dem er seit 1711 als „Commandant in der Citadelle Wesel“ auch selbst wohnte. Im weiträumigen Innenbereich befanden sich zahlreiche Kasernen-, Verwaltungs- und Versorgungsgebäude. Der Baubestand des Zitadellenplatzes wechselte über die Jahrhunderte. Aus der Zeit Wesels als napoleonische (1806-1814) und dann wieder preußische Festung (ab 1814) sind noch große Gebäude im Innenbereich erhalten.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Stadtbefestigung niedergelegt, die Zitadelle blieb als Festungsanlage bestehen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bestimmte der Vertrag von Versailles die Schleifung auch der Zitadelle Wesel. Jedoch konnten die Bauten im Innenbereich erhalten bleiben wie auch ein Stück des Hauptwalls mit Haupttor, zwei Bastionen und den darin liegenden Kasematten. 1930 erwarb die Stadt Wesel das Gelände samt Immobilien und begann mit der Anlage von zwei großen Straßen, die das ehemalige Areal der Zitadelle durchbrachen und eine Verbindung von Innenstadt zur Rheinbrücke sowie zum südlichen Ring herstellten.
In den 1970er Jahren beschloss die Stadt Wesel die Sanierung der erhaltenen Gebäude und Werke. Die Zitadelle präsentiert sich heute als Kulturzentrum. Im ehemaligen „Körnermagazin“ (errichtet um 1835) befindet sich das LVR-Niederrheinmuseum, in den unter Napoleon I. erbauten Infanteriekasernen sind das Stadtarchiv sowie die Jugendmusik- und Kunstschule Wesel untergebracht.
Literatur (Auswahl):
Martin Wilhelm Roelen, Wesel, Kleine Stadtgeschichte, (Studien und Quellen zur Geschichte von Wesel, Band 38), Wesel 2017
Veit Veltzke, Preußische Festung Wesel: Politik, Krieg, und Kunst, Berlin 2001
Josef Vogt, Die Zitadelle Wesel, (Rheinische Kunststätten, Heft 557), Köln 2015
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