Hauptbahnhof Bonn
Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): -
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Adresse: Am Hauptbahnhof 1, 53111 Bonn
Baujahr: 1883-1885
Architekt: Carl Schellen (1846-1917) und Traugott Unger
Im 19. Jahrhundert profitierte Bonn von der zunehmenden Industrialisierung. Mit der Förderung des Ausbaus der Bonn-Cölner Eisenbahn-Gesellschaft auf der linksrheinischen Seite konnte 1844 ein erstes Bahnhofsgebäude in Bonn eingeweiht werden. Durch die Verlängerung der Strecke bis Rolandseck im Jahr 1856 und die Eröffnung der Voreifelbahn im Jahr 1880, wurde Bonn zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. Dies machte ein größeres und repräsentatives Bahnhofgebäude notwendig. Zwischen 1883 und 1884 wurde der Bonner Bahnhof als Durchgangsbahnhof neu errichtet. Architektonische Vorbilder für dieses Vorhaben fanden sich in Hannover, Mannheim oder Trier. In dem von den Baumeistern Carl Schellen und Traugott Unger entworfenen Bau verbindet sich die Idee eines Bahnhofs als Verkehrsanlage, der zugleich ein Repräsentationsbau sein kann. Das eineinhalbgeschossige Empfangsgebäude im Stile der Neurenaissance wird durch einen Mittelbau und zwei zweigeschossige Eckpavillons gegliedert. Die Fassade wurde sowohl mit Backstein als auch mit Naturstein verkleidet. Die stadtseitige Hauptfassade wird durch den Mittelrisalit markant betont, der das Triumphbogenmotiv zitiert. Bauschmuck in Form von vier allegorischen Figuren (Architektur, Bildhauerkunst, Ingenieurwissenschaften und Verkehrs) wurde ebenfalls angebracht. Der Kölner Bildhauer Johannes Degen zeichnete sich hierfür verantwortlich. Das Mezzaningeschoss zierte ursprünglich die Wappen der Städte, die durch die Eisenbahnlinie verbunden werden: Mainz, Bingen, Bacharach, Boppard, Coblenz, Neuwied, Andernach, Sinzig, Remagen, Königswinter, Bonn, Brühl und Köln. An der Südseite lag ehemals ein Eckpavillon mit Fürstenzimmer, das als Aufenthaltsmöglichkeit für Mitglieder des preußischen Königshauses gedacht war.
Nach Beschädigungen während des Zweiten Weltkrieges wurde der Bahnhof wieder aufgebaut. Mit der Wahl Bonns zur Bundeshauptstadt 1949 diente der Bahnhof für den Empfang von Staatsgästen. Die originale denkmalgeschützten Gleishalle wird derzeit modernisiert. Die Fertigstellung ist für Ende 2020 geplant.
Literatur (Auswahl):
Andreas Denk/ Ingeborg Flagge: Architekturführer Bonn, Berlin 1997, S. 16 (Nr. 13)
Gisbert Knopp, Öffentliche und kirchliche Bautätigkeit, in: Dieter Höroldt/ Manfred van Rey (Hg.), Bonn in der Kaiserzeit 1871-1914 (Festschrift zum 100jährigen Jubiläum des Bonner Heimat- und Geschichtsvereins), Bonn 1986, S. 132-133