Klause Kastel in Kastel-Staadt
Gemeinde(n): Kastel-Staadt
Kreis(e): Trier-Saarburg
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Adresse: König-Johann-Strasse 66, 54441 Kastel-Staadt
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Architekt: Karl Friedrich Schinkel (1781-1841)
Baujahr: 1834-1835
Oberhalb des Saartales liegt die Klause Kastel auf einem Felsplateau. Im Mittelalter wurden durch Eremiten hier Höhlen und Nischen in den Sandstein geschlagen. Ein Franziskanermönch baute um 1600 eine einschiffige, zweigeschossige Kapelle und nutzte sie als Einsiedelei. Spätestens unter französischer Herrschaft wurde die Klause aufgegeben, in einer von 1829 überlieferten Zeichnung ist sie als Ruine dargestellt. Am 10. November 1833 besuchte Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere König Friedrich Wilhelm IV., die Kapelle. Er war nicht nur von der Kapellenruine, sondern auch von der Geschichte des Königs Johann von Böhmen fasziniert, dessen sterbliche Überreste er bei der Steingutfabrik Boch-Buschmann in Mettlach sah. Der Überlieferung nach fiel der erblindete luxemburgische König 1346 in der Schlacht von Crécy. In der dynastischen Tradition war Johann von Böhmen ein Vorfahre des Hauses Hohenzollern und des Hauses Wittelsbach.
Zwischen 1834 und 1835 ließ Friedrich Wilhelm die Kapelle im Sinne einer „Heiliggrabhöhle und [eines] Königsgrab[es]“ nach Entwürfen von Oberbaudirektor Karl Friedrich Schinkel wiedererrichten. Zur Ahnenverehrung und als Symbolfigur ritterlicher Tapferkeit wurden die Gebeine von König Johann von Böhmen in der Kapelle über dem Saartal beigesetzt. Der Sarkophag steht in der Grabkapelle und ist aus schwarzem Marmor gefertigt. Gerahmt wird er von vier bronzenen Löwen mit Luxemburger Wappen und die Grabplatte ziert eine Königskrone und einen Reichsapfel.
Nach der Fertigstellung der Kapelle finanzierte der Kronprinz ein alljährliches Hochamt in der Dorfkirche von Kastel um König Johann zu würdigen und setzte sich zudem für die Nutzung der Kapelle für katholische Gottesdienste ein.
Literatur (Auswahl):
Werner Bornheim Schilling, Die Klause bei Kastel an der Saar, Grosse Baudenkmäler (Heft 143), 3. Aufl., München 1964
Jürgen Krüger, Rom und Jerusalem, Kirchenbauvorstellungen der Hohenzollern im 19. Jahrhundert (Zugl.: Karlsruhe, Univ., Habil.-Schr., 1993), Berlin 1995, S. 110-111
Jan Werquet, Historismus und Repräsentation. Die Baupolitik Friedrich Wilhelms IV. in der preußischen Rheinprovinz (= Kunstwissenschaftliche Studien 160), Berlin und München 2010