Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach (1811-1890)

Portrait: Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach
Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, Franz Xaver Winterhalter, Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen, 1853, (Ausschnitt) © Wikimedia Commons

Am elterlichen Weimarer Hof erlebte die junge Prinzessin noch den alten Geheimrat Goethe als bewunderten Lehrer und Gesprächspartner. Augusta erhielt eine erstklassige Bildung und blieb zeitlebens geprägt von der kulturgesättigten liberalen Weimarer Atmosphäre. Als Gemahlin des Prinzen Wilhelm (Hochzeit 1829) wurde sie 1861 Königin von Preußen und 1871 erste Deutsche Kaiserin. Äußerst standesbewusst zwar, aber mit politischen Überzeugungen und Zielen, die sich hauptsächlich auf eine parlamentarische Monarchie nach englischem Vorbild richteten. Ihre politischen Interessen standen quer zum mainstream unter den preußischen Eliten und zu gesellschaftlichen Rollenbildern und Strukturen. Diese beließen ihr nur eingeschränkte, inoffizielle Handlungsräume.

In den Jahren der Koblenzer Residenz (1850-1858), wo Wilhelm als Generalgouverneur amtierte, entstand hier dank Augustas Einfluss eine Art „Gegenhof“ zu Berlin mit intensiven Kontakten zu Vertretern der liberalen und der katholischen Opposition. Auch als spätere Monarchin blieb Augusta eng mit der Hauptstadt der Rheinprovinz verbunden, deren bekannte Parkanlagen am Rheinufer sie ab 1856 hatte ausbauen lassen Kaiserin-Augusta-Anlagen. Sie besuchte regelmäßig „ihr“ dortiges Regiment, die 1861 aufgestellten und nach ihr benannten 4. Gardegrenadiere. In der „rheinischen Garde“ dienten zunehmend auch Angehörige des rheinisch-katholischen Adels, den die in Glaubensfragen tolerante Augusta stets mit Preußen auszusöhnen sich bemühte. Darüber hinaus blieb Koblenz einer ihrer „politischen Orte“, von denen aus sie mit liberalen Kräften bisweilen konspirative Verbindungen pflegte. Hier, wo die Spuren der ersten deutschen Kaiserin im Westen wohl am deutlichsten hervortreten, wurde ihr sechs Jahre nach ihrem Tod das Kaiserin-Augusta-Denkmal gewidmet.

Der Heeres- und Verfassungskonflikt führte endgültig zu einer konservativen Kehrtwende. Augusta versuchte vergeblich, ihren politischen Erzfeind Bismarck als Ministerpräsidenten zu verhindern. Über Jahrzehnte hinweg stellte sie sich in fast allen großen außen- und innenpolitischen Fragen entschieden gegen Bismarcks Absichten und Projekte. Hinter den Kulissen bekriegten beide sich ausdauernd und mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.

Da Wilhelm I. sich letztlich stets dem politischen Willen Bismarcks unterordnete, verlor Augusta den Konkurrenzkampf um politischen Einfluss auf den Gemahl bzw. König und Kaiser. Ihre Verdienste auf dem karitativen Gebiet überstiegen bei weitem das von einer Monarchin und „Landesmutter“ generell erwartete Pflichtmaß. So gründete Augusta 1866 den Vaterländischen Frauenverein und initiierte das Deutsche Rote Kreuz. Auch etliche Gründungen von Krankenhäusern gehen auf ihre persönliche Initiative zurück. Nach Augusta benannte Hospitäler und Schulen erinnern auch in den ehemals preußischen Westprovinzen an ihr karitatives und soziales Engagement. Darüber hinaus war Augusta in erster Linie jedoch eine „Political Player“, die für andere Optionen der preußischen Staatsgeschichte stand.

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