Friedrich Wilhelm I. (1688-1740)

Portrait: Friedrich Wilhelm I. König in Preußen
Friedrich Wilhelm I. König in Preußen, Johann Harper, Öl auf Leinwand, um 1720 © LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Der Regierungsantritt des „Soldatenkönigs“ im Jahre 1713 bedeutete einen tiefgreifenden Einschnitt. Der Nachfolger Friedrichs I., geboren in Cölln an der Spree, schaffte die prunkvolle barocke Hofhaltung seines Vaters ab und verordnete allen Amtsträgern sparsame Knappheit in Lebensführung und Kleidung. Der von ihm herbeigeführte radikale „Stilbruch“ bezog sich besonders auch auf die Uniformen, denn unter Friedrich Wilhelm I. rückte alles Militärische stark in den Vordergrund. 

Überzeugt davon, dass nur ein starkes Heer die Integrität des weit verstreuten Staatsgebietes garantierte, reorganisierte und vergrößerte Friedrich Wilhelm I. die preußische Armee von 40.000 auf 76.000 Mann und ordnete ihren Bedürfnissen alle übrigen staatlichen und zivilen Belange unter. Zum Unterhalt der Armee sorgte er für geordnete Finanzen, eine zentralisierte Verwaltung und eine entwickelte merkantile Wirtschaft. 

Dabei ging der gläubige, wohlmeinende und fürsorgliche, bisweilen auch engstirnige und brutale Choleriker einen ganz eigenen „Königsweg“. Sein Herrschaftsverständnis verlangte dem absoluten Monarchen rastlose Tätigkeit und Pflichtbewusstsein ab. Offizieren, Beamten und Untertanen wurde eine neuartige, strenge Pflicht- und Arbeitsethik auferlegt, die Eigenschaften wie Gehorsam, Fleiß, Sparsamkeit und Produktivität einen hohen, beinahe absoluten Wert beimaß.

Für Friedrich Wilhelm I. stellten die westlichen Besitzungen, auch hinsichtlich seiner persönlichen Interessen und Präsenzen, durchaus keine „Nebenlande“ dar. Die hiesigen Landesteile wurden von den Neuerungen nur peripher erfasst – am stärksten noch in fiskalischer und militär-administrativer Hinsicht. So wurde auch hier als neue provinziale Behörde für die Verwaltung der Finanzen und des Inneren 1723 die Kriegs- und Domänenkammer in Kleve eingerichtet. Die kommunalen Selbstverwaltungsrechte wurden schrittweise reduziert, die Einführung von indirekten Steuern (Akzisen) beendete die eigenständige Steuerverwaltung der Städte. Das Kantonsreglement von 1733 unterband die aggressive Soldatenwerbung der preußischen Regimenter in gegenseitiger Konkurrenz. Aber auch die geordnete Werbung veranlasste noch etliche junge Männer und ganze Familien zur Abwanderung ins benachbarte „Ausland“.

Als loyaler Reichsfürst hoffte Friedrich Wilhelm I. lange auf die Unterstützung des Kaisers, um das Erbe der Herzogtümer Jülich und Berg antreten zu können. Zum Zerwürfnis mit dem Habsburger kam es, als der Kaiser Berg nicht dem preußischen König, sondern dem Wittelsbacher Haus zusprach. Friedrich Wilhelm I. hatte 1738 bereits den Einmarsch von 30.000 Mann nach Berg angeordnet. Eine gemeinsame diplomatische Intervention der europäischen Großmächte hielt ihn im letzten Moment davon ab. 

Ansonsten war die Außenpolitik des „Soldatenkönigs“ eher vorsichtig und friedfertig. Der Beiname wird auch seinen bedeutenden innenpolitischen Leistungen nicht gerecht. Allerdings hinterließ die von ihm durchgesetzte soziale Disziplinierung mit dem Vorrang der Armee und ihres (ganz überwiegend adligen) Offizierkorps als „erstem Stand im Staate“ besondere Prägungen in Staat und Gesellschaft.

< Zurück zur Übersicht

Sucheingabefeld

Karte: Entwicklung Brandenburg-Preußen 1680-1795
Übersichtskarte Entwicklung Brandenburg-Preußen 1680-1795 © Irmgard Hantsche