Erlöserkirche in Gerolstein

Gemeinde(n): Gerolstein
Kreis(e): Vulkaneifel
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Adresse: Sarresdorfer Straße 15, 54568 Gerolstein
Architekt: Franz Heinrich Schwechten (1841-1924)
Baujahr: 1910-1913
Den Anstoß für den Bau der evangelischen Erlöserkirche in Gerolstein gab der Oberhofmeister von Kaiserin Auguste Viktoria, Ernst Freiherr von Mirbach. Die Stadt Geroldstein lag in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Stammsitz seiner Familie.
Mirbach kaufte 1903 das Grundstück für den späteren Kirchbau und setzte sich nachdrücklich für die Realisierung der Kirche ein. Finanziert wurde der Neubau durch den Berliner Kirchenbauverein. Dieser entstand 1888 aus dem Evangelischen Hilfsverein und stand unter der Schirmherrschaft von Auguste Viktoria. Zweck des Vereins war die Bekämpfung von Armut durch den Neubau von evangelischen Kirchen, was allerdings von der Öffentlichkeit kritisch gesehen wurde. Für die Ausarbeitung der Entwürfe wurde Franz Schwechten beauftragt, der sich auch für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, die Erlöserkirche in Bad Homburg und das Kaiserschloss in Posen verantwortlich zeichnete. Zudem war er Mitglied im Evangelischen Kirchenbauverein.
Von außen präsentiert sich das Kirchengebäude als Zentralbau mit neuromanischen Bauformen. Bei der Grundrissgestaltung war die Kirche Basilika der Heiligen Maria Assunta in Venedig das Vorbild, wie es auch für die Herz-Jesu-Kirche in Berlin (1895-1898) der Fall war. Bemerkenswert ist die Innenraumgestaltung mit dem 20 Meter hoch überkuppelten Zentrum. Das Bildprogramm wurde von Hermann Schaper aus Mosaiken gefertigt und zieht sich sowohl über die Gewölbe und die Kirchenwände. Eine durchdachte Beleuchtung sorgt für eine beeindruckende Raumwirkung. Nach der Grundsteinlegung am 25. Mai 1911 wurde die Kirche nach zweijähriger Bauzeit durch Kaiser Wilhelm II. am am 15. Oktober 1913 eingeweiht und ihm zum Regierungsjubiläum geschenkt.
Der Kirchenbau unterstrich die Förderung protestantischen Glaubens in der katholisch geprägten Eifel. Die Erlöserkirche von Gerolstein gilt sowohl als „Repräsentationsbau der Hohenzollerndynastie“ und als „ein selbstgesetztes Denkmal des Vereinsvorsitzenden von Mirbach“ (Zietz 1999, S. 41).
Literatur (Auswahl):
Jürgen Krüger, Rom und Jerusalem, Kirchenbauvorstellungen der Hohenzollern im 19. Jahrhundert (zugl.: Karlsruhe, Univ., Habil.-Schr., 1993), Berlin 1995, S. 252
Peer Zietz, Franz Heinrich Schwechten, Ein Architekt zwischen Historismus und Moderne, Stuttgart 1999, S. 37, 41 und S. 67-68


