BIOGRAPHIEN

Schiffbarmachung der Ruhr

Anlage und Ausbau von Binnenschifffahrtswegen spielten im 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Die Schiffbarmachung der Ruhr auf einer Länge von 120 km zwischen Langschede bei Fröndenberg und Ruhrort war eines der großen infrastrukturellen Projekte des spätpreußischen Absolutismus. Vor und bei der Realisierung zwischen 1776 und 1780 waren erhebliche politische und technische Schwierigkeiten zu überwinden.

Die Ruhr floss nicht nur durch die Grafschaft Mark und das Herzogtum Kleve, sondern auch durch nichtpreußische Territorien, deren Landesherren ihre eigenen Zoll- und Hoheitsrechte im Auge hatten: die Reichsstifter Essen und Werden, die Herrschaft Broich (kurhessisch) und das Herzogtum Berg (kurpfälzisch). 1773 erreichte die preußische Regierung die Zustimmung der übrigen Anrainer. Unter der Aufsicht des Generaldirektoriums in Berlin führten die Kriegs- und Domänenkammer in Kleve sowie deren Deputation in Hamm das Projekt durch.

Um ein langwieriges Umladen der Schiffswaren künftig zu umgehen, mussten zwischen Langschede und Ruhrort 16 Schleusen angelegt werden. Dabei griff man auch auf die wasserbauliche Expertise eines Militärs zurück. Hauptmann Johann Friedrich von Schoeler (1731-1817, 1769 geadelt), Ingenieuroffizier vom Platz in Wesel, erarbeitete Ausschreibungsunterlagen für den Schleusenbau und war an der Inspektion einzelner Baumaßnahmen beteiligt.

Die Schleusen wurden am 9. August 1780 in Betrieb genommen. Die Schiffbarmachung der Ruhr hatte einen eminenten wirtschaftlichen Aufschwung der Grafschaft Mark und des Umschlagplatzes Ruhrort zufolge. Vor allem Steinkohle, auch die Erzeugnisse des Metallgewerbes und Salz konnten nun schneller den rheinischen und niederländischen Wirtschaftsraum erreichen. So wurde bereits zur Regierungszeit Friedrichs des Großen ein wesentlicher Impuls zur wirtschaftlichen Entwicklung des Ruhrgebiets gesetzt.

Weitere Unterthemen: 

> Lehnseid der Geldrischen Stände in der Landessprache

> Beleidigungen

> Verhör in Wesel - Ein Akt des preußischen „Königsdramas“ am Niederrhein

> Treffen in Moyland – Friedrich der Große und Voltaire

> Ein Vivatband auf den Sieg bei Krefeld

> Ein Diener des Staates – Eine (fast) exemplarische Beamtenlaufbahn

> Offizier und Tüftler - Der Ingenieurberuf im 18. Jahrhundert 

< Zurück zum Oberthema "Nebenlande und Laboratorien der Moderne. Der preußische Niederrhein im 18. Jahrhundert"​​​​​​​

Sucheingabefeld

Schleusen und Territorien an der Ruhr, Verlauf von Witten bis Duisburg
Unbekannt (Sign. S.G.), Tuschezeichnung, farbig unterlegt auf Papier, um 1780 © Stadtarchiv Wesel