BIOGRAPHIEN

Lehnseid der Geldrischen Stände in der Landessprache

Geleistet bei der Huldigung gegenüber Friedrich Wilhelm I. König in Preußen am 14. September 1713 im Rathaus zu Geldern.

Wy ridderschappen ende steden tegenwoirdigh representeerende de staeten des aendeels int overquartier des Hertochdombs Gelder synde onder de gehoirsaemheyt van Syne Conincklyke Majt... Frederik Wilhelm, Coninck in Pruyssen,... heden ontfangen hebbende den eedt in naeme van Syne hooghged. Majt... als erffheere ende souverain des voors. geldrischen aendeels... gelyck de Coningen van Hispagnien als hertoghen van Gelder ghewoon syn geweest hooghged. Con. Majt. in Pruyssen als onsen souverainen erffheer des voors. aendeels int overquartier des Hertochdombs Gelder, leen des H. Roomschen Rycks, ende Syne erven ende naecomelingen gehoirsaem, getrouwe ende hold wesen sullen, derselver Majt. nut, oirbaer ende beste voortestellen ende te doen derselver schaede ende naedeel weeren, ontwenden naer alle ons beste vermeughen ende voorts alle het gheene te doen, dat goede, getrouwe ende gehoirsaeme staeten ende onderdaenen haeren natuyrlycken ende rechten erffheere ende souverain te doen schuldigh ende plichtigh syn, alles getrouwelyck ende sonder gefheerde. Soo moet ons Godt helpen ende alle syne Hylighen.“

Huldigungen waren feierliche öffentliche Veranstaltungen mit dem Charakter eines weltlich-religiösen Feiertags. Erst das wechselseitige Treuegelöbnis zwischen Monarch und Landesrepräsentanten bildete im Verständnis der Zeit die rechtliche Legitimation der Herrschaft über das betreffende Territorium. Die Huldigungen der einzelnen Provinzen fanden zumeist in Abwesenheit der Monarchen statt, der von Beauftragten vertreten wurde.

Wie überall sonst, verlief auch die erste Huldigung in Geldern gegenüber einem preußischen König in althergebrachten zeremoniellen Formen. Zunächst wies der erste königliche Beauftragte seine Vollmacht vor und legte dann die rechte Hand auf das Evangelienbuch. Dabei verlas ein zweiter Beauftragter den Eid des neuen Landesherrn, der gelobte, die Rechte und Gesetze des Landes zu achten und den Untertanen Schutz, Hilfe und Huld zusagte.

Danach traten der Erbmarschall und der Bürgermeister von Geldern vor und legten ihrerseits die Rechte auf das Evangelienbuch. Die übrigen Mitglieder der Ständeversammlung hoben die Schwurhand, während der Syndikus den Treueid in der Landessprache ablegte. Die Schlussformel wurde von allen mit lauter Stimme wiederholt. Danach wurde ein dreifaches Hoch auf den König ausgebracht, in das die Menge vor dem Rathaus mit einstimmte.

Anschließend wohnten Landesvertreter und königliche Beauftragte – nach Konfessionen getrennt – einem Te Deum (Stundengebet) bei, wonach sie sich wieder zu einem Festmahl versammelten. Die Glocken der Kirchen und Klöster sowie die Salutgeschütze kündeten von der vollzogenen Huldigung. Der Tag klang aus mit Illumination, Feuerwerk und den bei Volksfesten üblichen Lustbarkeiten.

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Die Ausdehnung Brandenburgs-Preußens am Niederrhein 1609-1815 © Irmgard Hantsche