Rheinisches Dankeschön für Wilhelm I. 1871

Georg Mölich

Mitte März 1871 betrat Wilhelm I., der im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen wurde, erstmals seit dem Ende des Krieges wieder deutschen Boden. Dies geschah in Saarbrücken, also in der preußischen Rheinprovinz. Empfangen wurde der Monarch am Saarbrücker Bahnhof durch eine Delegation rheinischer Bürgermeister, die ihm eine reich illustrierte Dankadresse überreichten. Bedeutender sowohl vom profanen Gewicht als auch von der symbolischen Bedeutung war ein sehr wertvoller goldener Lorbeerkranz, der ebenfalls überreicht wurde. Der Lorbeerkranz wog mehr als drei Pfund und trug auf einem eingeflochtenen Platinband die Widmung „Ihrem Kaiser und Heldenkönige die dankbare Rheinprovinz 1870-1871“. In Gang gesetzt hatte diese besondere Würdigung der seit 1863 amtierende Kölner Oberbürgermeister Alexander Bachem, der recht schnell seine Amtskollegen zu einer gemeinsamen Aktivität unter dem Titel „Rheinlands Dank“ überreden konnte. Die enormen Kosten von 2.400 Talern wurden von den Kommunen des Rheinlandes im Umlageverfahren aufgebracht. In diesem Symbol verdichtete sich die zeitgenössische Auffassung, dass der Krieg gegen Frankreich eben auch und gerade aus der rheinischen Wahrnehmung als Verteidigung des rheinischen Gebietes gegen französische Besitzansprüche verstanden wurde. Preußen hatte also seine immer wieder besungene Aufgabe der „Wacht am Rhein“ gegen den französischen Feind erfolgreich gemeistert – und der Monarch, der ja in der Widmung bewusst als deutscher Kaiser und als preußischer „Heldenkönig“ angesprochen wurde, erhielt dafür dieses wertvolle Rheinische Dankeschön, das man bis heute in der ständigen Ausstellung auf Burg Hohenzollern bestaunen kann.

Ob mit diesem symbolischen Geschenk durch die kommunalen Eliten wirklich alle Probleme in der Beziehung zwischen Preußen und dem Rheinland weggeschoben wurden, kann man mit guten Gründen bezweifeln. Gleichwohl ist dieses besondere Dankeschön ein interessantes und spannendes Objekt der rheinischen Geschichte geblieben.

Literatur

Jürgen Herres, Rhein-Preußen. Eine deutsch-deutsche Beziehungsgeschichte im 19. Jahrhundert, in: Manfred Groten (Hg.), Die Rheinlande und das Reich, Düsseldorf 2007, S. 159-202, bes. S. S. 159 f. , Abb. des Goldenen Lorbeerkranzes nach S. 166.

Einzelthemen

> Nationale Euphorie am Rhein im Juli 1870

> Reflektionen zum 150. Jahrestag des Deutsch-Französischen Krieges in den Museen Frankreichs und Deutschlands

> Franzosen im Rheinland - Die Kriegsgefangenen 1870/71

 

 

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Lorbeerkranz Kaiser Wilhelms I., gestiftet von den rheinischen Städten und Gemeinden zum Sieg über Frankreich, Köln 1871, Gold und Email, Gabriel Hermeling (1833-1904), aus: Herres, Jürgen, Holtz Bärbel, Rheinland und Westfalen als preußische Provinzen (1814-1888), in: Mölich, Georg, Veltzke, Veit (u.a.), Rheinland, Westfalen und Preußen - eine Beziehungsgeschichte, Münster, 2011, S. 113-208.