K21 Ständehaus in Düsseldorf Ehem. Ständehaus

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Düsseldorf, K21 Ständehaus © Suzan Leblebici, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

Gemeinde(n): Düsseldorf
Kreis(e): -
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Adresse: Ständehausstraße 1, 40217 Düsseldorf
Architekt: Julius Carl Raschdorff (1823-1914)
Baujahr: 1876-1880

Am 29. Oktober 1826 traten zum ersten Mal die Rheinischen Provinzialstände in der kurfürstlichen Kanzlei neben dem Düsseldorfer Rathaus zusammen. Rund fünfzig Jahre später ermöglichte die Provinzialordnung vom 29. Juni 1875 den preußischen Provinzen die partielle Selbstverwaltung auf den Gebieten des Gesundheits-, Straßenbau- und Versicherungswesens, der Kulturpflege sowie im Bereich der Kommunal- und Provinzialwirtschaft. Im Rheinland trat die Einführung der Provinzialordnung 1887 mit Verzögerung in Kraft. Der Kulturkampf war der Grund für das späte Zugeständnis der Selbstverwaltungskörperschaft und damit die Einrichtung eines Kreis- und Provinziallandtages.

Nach dem Brand des Düsseldorfer Stadtschlosses am 20. März 1872 wurde für einen Neubau des Parlaments des Provinziallandtags der preußischen Rheinlande ein Wettbewerb ausgeschrieben. Der Entwurf des Kölner Stadtbaumeisters Julius Carl Raschdorff (1823-1914) wurde prämiert. Die Stadt Düsseldorf stellte für den Neubau ein Grundstück am Kaiserteich unentgeltlich zur Verfügung und förderte insbesondere den Bauschmuck an den Fassaden mit allegorischen und heraldischen Darstellungen. 

Das gewählte Baugrundstück war im Kontext der Düsseldorfer Stadtgestaltung des 19. Jahrhunderts herausragend. Nach dem Frieden von Lunéville im Jahr 1801 wurde entschieden die Stadtbefestigung Düsseldorfs abzutragen und den Bereich in Parkanlagen umzuwandeln. Im gleichen Jahr schlug Hofbaumeister Kaspar Anton Huschberger (1762-1822) vor den ehemaligen Festungsgraben mit einem gradlinigen Kanal, der heutigen Königsallee, zu überbauen. Die beiden Seen Kaiserteich und der Schwanenspiegel bildeten die südlichen Ausläufer der Königsallee. Das Projekt wurde ausgeführt, wobei sich die Fertigstellung aufgrund des hohen Aufwandes bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hinzog. Der Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846), der 1804 als Hofgärtner nach Düsseldorf wechselte, war für die Gestaltung der umgebenden Alleen der Königsallee zuständig. 

Die nördliche Eingangsfront des ehemaligen Ständehauses präsentiert sich mit architektonischen Zitaten der französischen und italienischen Renaissance und wird durch einen zweigeschossig hervortretenden Mittelrisalit betont. Die Seitenflügel weisen neben den zwei Vollgeschossen auch noch das Sockel-, Mezzanine sowie ein ausgebautes Dachgeschoss auf. Über die gesamte Breite der Hauptfassade zieht sich unterhalb des Kranzgesimses ein Friesband, das die heraldischen Zeichen der ehemaligen reichsunmittelbaren Standesherren von Wied-Runkel, Wied-Neuwied, Solms-Braunfels, Solms-Hohensolms-Lich und Wittgenstein zeigt. An der gegenüberliegenden Südseite finden sich Vertreter der Ritterschaft und an den beiden Seitenfronten acht ausgewählte Stände. An der dreigeschossigen Ostseite stehen in halbrunden Nischen die Allegorien Borussia und Germania. Allegorische Darstellungen finden sich ebenso in querformatigen Rahmen, die an der Ostseite Handel und Kunst und an der Westseite Landwirtschaft und Industrie zeigen. 

Kurz nach der Fertigstellung bot der Plenarsaal insgesamt für 130 Personen Platz, doch bereits 1895 wurde eine Erweiterung durch Baurat Heinrich Ostrop vorgenommen und erneut zwischen 1911 und 1913 durch Hermann vom Endt (1861-1939). 

Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) und Kaiserin Augusta (1811-1890) besuchten 1884 das Ständehaus. Anlässlich des Festaktes schufen die Bildhauer Karl Janssen und Josef Tüshaus die Gipsskulptur „Vater Rhein und seine Töchter“. Am 7. März 1897 wurde eine bronzene Version dieses Denkmals als Brunnenskulptur in der nördlichen Parkanlage am Schwanenspiegel aufgestellt. 

Mit Einführung des demokratischen Wahlrechts 1920/1921 wurde aus der Ständeversammlung ein Provinziallandtag. Die Arbeit des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe ist eine Fortführung dieser ehemaligen preußischen Provinzialverbände. 

Bei Bombenangriffen auf Düsseldorf im Jahr 1943 wurde das Gebäude schwer beschädigt. Im Zuge von Wiederaufbaumaßnahmen wurde dem Bau anstelle des ursprünglichen Mansarddachs ein Staffelgeschoss aufgesetzt. Zwischen 1949 bis 1988 diente das Ständehaus als Sitz des nordrhein-westfälischen Landtags. Ab 1996 erfolgte der Umbau zum heutigen Museum K21, der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. In diesem Zuge wurde das Staffelgeschoss zugunsten eines gläsernen Kuppeldachs ersetzt, was dem Ständehaus seitdem sein charakteristisches Aussehen verleiht. 

Literatur (Auswahl):
Max Bär, Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, Bonn 1919 (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 35), 2. Nachdruck, Düsseldorf 1998.

Manfred Groten/ Peter Johanek/ Wilfried Reininghaus/ Margret Wensky/ Landschaftsverband Rheinland/Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hg.), Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273, 3. völlig neu bearbeitete Auflage. S. 285, Stuttgart 2006

Klaus Pfeffer, Düsseldorf, Anlagen und Bauten des 19. Jahrhunderts, (Rheinische Kunststätten, Heft 8), Neuss 1973


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