Reiterdenkmal Kaiser Wilhelm I. am Deutschen Eck

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Koblenz, Kaiser Wilhelm-I.-Denkmal am Deutschen Eck © Holger Klaes, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

Gemeinde(n): Koblenz
Kreis(e): -
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Adresse: Konrad-Adenauer-Ufer, 56068 Koblenz
Bildhauer und Architekt(en): Emil Hundrieser (1846-1911) und Bruno Schmitz (1858-1916)
Aufstellung: 1897

Nach dem Tod des preußischen Königs und ersten Deutschen Kaisers Wilhelm I. im Jahr 1888 sollte ihm zu Ehren ein monumentales Reiterstandbild errichtet und dadurch zugleich an die Reichsgründung von 1871 erinnert werden. Der Bauherr des Denkmals war der Provinzialverband der Rheinprovinz. Als möglicher Aufstellungsort wurde zunächst die Anhöhe unterhalb von Schloss Drachenburg im Siebengebirge in Betracht gezogen. Allerdings fiel die Wahl 1891 schließlich auf den Sitz des Oberpräsidiums, die ehemalige Residenzstadt Koblenz. Der verstorbene Kaiser residierte mit sei­ner Ge­mah­lin Au­gus­ta von Sach­sen-Wei­mar-Ei­se­nach (1811-1890) zwischen 1850 und 1857/58 als Militärgouverneur der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen im kurfürstlichen Schloss in Koblenz. Zu Ehren der Kaiserin, die bis zu ihrem Tod im Jahr 1890 in den Sommermonaten nach Koblenz zurückkehrte, hatte die Stadtverordnetenversammlung bereits im Vorfeld beschlossen, ein Denkmal in den nach ihr benannten Kaiserin-Augusta-Anlagen zu errichten, das 1891 eingeweiht wurde.

Das Reiterstandbild für den Kaiser war Teil einer überregionalen Denkmalbewegung und wurde von Emil Hundrieser (1846–1911) ausgearbeitet. Anlässlich der Errichtung musste am Zusammenfluss von Rhein und Mosel, am Deutschen Eck, eine künstliche Landzunge aufgeschüttet und die Rheinuferfront markant verlängert werden. Der Name des Platzes geht auf den Deutschen Orden zurück, der hier bis zum Einmarsch der Revolutionstruppen 1794/95 seinen Sitz hatte. Für den Entwurf des Provinzialdenkmals zeichnete sich der Architekt Bruno Schmitz (1858–1916) verantwortlich, der im gleichen Jahrzehnt auch für das Kyffhäuserdenkmal und das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica zuständig war. Es wurde 1897 feierlich präsentiert und zeigt den Kaiser in der Uniform eines Feldmarschalls hoch zu Ross in 14 Metern Höhe. Begleitet wird er von einem weiblichen Genius, der die Kaiserkrone in den Händen hält. Der obere Teil des Sockels zitiert die Abschlussverse aus dem Gedicht Frühlingsgruß an das Vaterland aus dem Gedicht von Max von Schenkendorf (1783-1817): „Nimmer wird das Reich zerstöret,/ Wenn ihr einig seid und treu!“ und erinnerte somit an die sogenannten Befreiungskriege.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Reiterstandbild im März 1945 durch Artilleriegeschosse stark beschädigt. Der leere Sockel des Standbildes wurde 1953 vom ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss (1884-1963, Bundespräsident von 1949 bis 1959) offiziell zum „Mahnmal der deutschen Einheit“ erklärt. Für mehr als fünfzig Jahre war dort fortan die deutsche Nationalflagge zu sehen. 

Drei Betonelemente der Berliner Mauer, die 1990 neben dem Denkmal am Moselufer aufgestellt wurden, erinnerten laut der Inschrift an die „Opfer der Teilung (17. Juni 1953 - 9. November 1989)“.

Nach der deutschen Wiedervereinigung diskutierten die Koblenzer Bürgerinnen und Bürger, der Stadtrat und die rheinland-pfälzische Landesregierung kontrovers über die Rekonstruktion des Denkmals. Es gab u.a. das Bedenken, dass das rekonstruierte Denkmal einen zu starken unzeitgemäßen Kaiserkult symbolisieren könnte.

Der österreichischer Bildhauer und ehemalige Professor der Kunstakademie Düsseldorf Raimund Kittl (*1932) wurde mit der Rekonstruktion des Reiterstandbildes beauftragt. Die neue bronzene Figurengruppe wurde am 2. September 1993 auf den Sockel gehoben. Der originale kupferne Kopf des Kaiser-Wilhelm-I.-Denkmals befindet sich heute im Mittelrhein-Museum Koblenz. 

Seit 2002 gehört das Reiterdenkmal Kaiser Wilhelm I. am Deutschen Eck zur UNESCO-Welterbestätte Oberes Mittelrheintal.

Literatur (Auswahl): 

Koelges, Michael, Heroisches Kaiserdenkmal oder "Faustschlag aus Stein"? Das Deutsche Eck in Koblenz, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: www.rheinische-geschichte.lvr.de/Epochen-und-Themen/Themen/heroisches-kaiserdenkmal-oder-%2522faustschlag-aus-stein%2522-das-deutsche-eck-in-koblenz/DE-2086/lido/57d129cb4966f6.01154517 (abgerufen am 09.04.2023).

Gunnar Mertens, Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Koblenz, (Rheinische Kunststätten, Heft 560), Köln 2015

Lutz Engelskirchen, Denkmal im politischen Raum, Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in seinem Jahrhundert (Band 1 und 2), (zugl. Bochum, Univ., Diss., 2013), Berlin 2013

Marco Zerwas, Lernort Deutsches Eck, Zur Variabilität geschichtskultureller Deutungsmuster, (Geschichtsdidaktische Studien, Band 1), Berlin 2015


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