Ehem. Bundeshaus Ehem. Pädagogische Akademie in Bonn

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Bonn, Ehem. Pädagogische Akademie © Jürgen Gregori, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland

Gemeinde(n): Bonn
Kreis(e): -
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Adresse: Platz der Vereinten Nationen 15, 53113 Bonn
Baujahr: 1930-1933, Umbau ab 1948
Architekt: Martin Witte (1896-1930)

Im Auftrag des preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung wurde am Bonner Rheinufer am 2. Oktober 1933 die Pädagogische Akademie fertiggestellt. Diese Ausbildungsstätte für Volksschullehrer entwarf der Regierungsbaumeister Martin Witte, der allerdings vor der Vollendung des Baus verstarb. 
In seiner architektonischen Formensprache lehnt sich die Pädagogische Akademie an die Neue Sachlichkeit und an das von Walter Gropius (1883-1969) geplante Bauhaus-Gebäude in Dessau an. Das Bauwerk verdeutlicht, dass die avantgardistischen Strömungen nach dem Ersten Weltkrieg nun offiziell Einzug in die Regierungsstellen erhielten und das architektonische Bild der Weimarer Republik prägten. 
Die einzelnen kubischen Baukörper sind asymmetrisch zueinander angelegt. Die Fassadenflächen sind glatt und weiß verputzt. Im Hauptgebäude waren die Seminarräume und Dozentenzimmer untergebracht. In nördlicher Richtung wurden eine Aula und ein Hörsaalgebäude angefügt. In südlicher Richtung schloss sich an den Haupttrakt eine Turnhalle an. 

Ab dem 1. September 1948 diente die Pädagogische Akademie als Sitz des Parlamentarischen Rates. Im Plenarsaal wurde das Grundgesetz erarbeitet und verabschiedet. Nachdem der Deutsche Bundestag im November 1949 das Votum des Rates bestätigte und Bonn zur Bundeshauptstadt erklärte, wurde das ehemalige Akademiegebäude Tagungsort des Deutschen Bundestages und des Bundesrates. Der Architekt Hans Schwippert (1899-1973) baute die ehemalige Akademie zum Bundeshaus um. Wichtig war der Bau eines Plenarsaals für den Bundestag, der in nur fünfmonatiger Bauzeit an die vorhandene Turnhalle angefügt wurde. Die Aula wurde zum Restaurant ausgebaut und ein Bürotrakt unter Berücksichtigung der vorhandenen Bausubstanz an die Pädagogische Akademie angefügt. Trotz des straffen Zeitplans konnte nach nur neun Monaten Bauzeit am 7. September 1949 die konstituierende Sitzung des Deutschen Bundestages im Plenarsaal stattfinden. 
Für die Selbstrepräsentation der jungen Bundesrepublik kam Schwippert die schlichte Funktionalität des Gebäudes entgegen. Er betonte: „Ich wollte ein Haus der Offenheit, eine Architektur der Begegnung und des Gesprächs. Ich habe gewünscht, daß das deutsche Land der parlamentarischen Arbeit zuschaut“. 
Bis Ende der 1960er Jahre gab es Erweiterungen u.a. durch einen Fraktionsbau und ein Abgeordnetenhochhaus. Dieses sukzessiv ausgebaute bauliche „Provisorium“ erfüllte seine Funktion und wurde bis zum Berlin-Umzug im Jahr 1999 für die politische Arbeit genutzt. 

Im ehemaligen Bundeshaus ist heute die Geschäftsstelle des Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt untergebracht.

Literatur (Auswahl):

Bonn, Orte der Demokratie, Der historische Stadtführer, Schriftenreihe (Band 1344), Berlin 2014

Josephin Kerkhoff, Pädagogische Akademie, in: Martin Bredenbeck/ Constanze Moneke/ Martin Neubacher (Hg.), Bauen für die Bundeshauptstadt, Bonn 2011, S. 25-26

Winand Kerkhoff, Bonn verändert sich: Architektur-Akzente als Zeit-Zeichen; in: Bonner Geschichtsblätter 55/56 (2006), S. 327-360

Wolfgang Neugebauer, Preussen als Kulturstaat, Das preußische Kultusministerium als Staatsbehörde und gesellschaftliche Agentur (1817-1934) Band 2, Das Kultusministerium auf seinen Wirkungsfeldern Schule, Wissenschaft, Kirchen, Künste und Medizialwesen (= Acta Borussica Neue Folge, 2. Reihe Preussen als Kulturstaat, Abteilung 1), Berlin 2010


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