BIOGRAPHIEN

Preußens Arrangement mit Frankreich – Der Friede von Basel

Friedrich Wilhelm II. König von Preußen, unbekannt nach Anton Graff, um 1790, Öl auf Leinwand © LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Die gemeinsam mit Österreich verfolgte Politik, König Ludwig XVI. wieder in seine absoluten Rechte einzusetzen, schlug fehl. Die militärische Intervention gegen das revolutionäre Frankreich wurde durch die Kriegserklärung der französischen Regierung erleichtert, endete jedoch in einem Fiasko. Bereits Ende 1792 besetzten Truppen der nunmehrigen Republik Frankreich Aachen und entsandten Streifkorps an den Rhein. Im Sommer 1793 konnten die Franzosen noch einmal zurückgedrängt werden, aber die schlecht ausgerüsteten, jedoch hoch motivierten Massenaufgebote der Revolution behielten die Oberhand. Ende 1794 war auch der gesamte linke Niederrhein französisch besetzt. Auf der rechten Seite standen österreichische Posten bis nach Emmerich, unterhalb dessen sich englische Truppen in den Niederlanden anschlossen. Die preußische Festung Wesel bildete einen starken Pfeiler in der provisorischen Verteidigungslinie. 

Im November 1794 kam es hier zu einem heftigen Geschützduell über den Rhein hinweg mit französischen Truppen bei Büderich. Die standfeste Verteidigung überdeckte allerdings eine mittlerweile eingetretene Neuorientierung der Berliner Politik. Nach der Zweiten Polnischen Teilung 1793 war es im März 1794 zu einem nationalpolnischen Aufstand gekommen. Obschon sich dieser hauptsächlich gegen Russland richtete, schickte Preußen als Erster Truppen gegen die Aufständischen ins Feld. Die Niederschlagung des Aufstands sollte nicht nur die Gewinne aus den früheren Teilungen sichern, sondern auch einen Anspruch auf weitere Annexionen begründen. Doch zeigten sich die preußische Armee und die Staatskasse mit einem Krieg sowohl an der Rheinfront als auch in Polen überfordert. Russland leistete nur zu gern die erbetene Militärhilfe in Polen, und auch Österreich entsandte Truppen. Das patriotische polnische Freiwilligenaufgebot setzte sich acht Monate aufopferungsvoll gegen die Teilungsmächte zur Wehr, bis der Weg frei war für die dritte und letzte Teilung.

Um seine Ziele im Osten zu erreichen und zu sichern, hatte sich Preußen aus der antifranzösischen Koalition verabschiedet und arrangierte sich mit der Republik Frankreich im Separatfrieden von Basel am 5. April 1795. Darin trat Preußen seine linksrheinischen Besitzungen an Frankreich ab. Weiterhin verpflichteten die Vertragspartner sich zur Neutralität Norddeutschlands. In einem Geheimartikel erhielt Preußen rechtsrheinische Entschädigungen zugesagt, wenn die abgetretenen Territorien nach einem allgemeinen Friedensschluss bei Frankreich verbleiben sollten. Der Vertrag von Basel verschaffte Preußen kurzfristig erhebliche Vorteile. Andererseits gab es freiwillig Territorien des alten Heiligen Römischen Reiches preis und überließ deren künftige Verteidigung südlich des Mains allein Österreich, das sich von seinem bisherigen Verbündeten im Stich gelassen fühlte. 

Dass Preußen sich so relativ leicht von seinen linksrheinischen Besitzungen trennte, scheint auch eine Bestätigung dafür zu sein, dass die Integration dieser Gebiete nur eingeschränkt gelungen war. Die betroffenen Untertanen im linksrheinischen Teil des Herzogtums Kleve, in Moers und Geldern blieben lange im Unklaren über die mit Frankreich getroffenen Abmachungen. Nach dem Friedensschluss wurde die Rheinsperre aufgehoben und der Verkehr zwischen dem besetzten und dem unbesetzten preußischen Gebiet auf den beiden Rheinseiten wieder aufgenommen. Selbst höhere preußische Beamte hofften noch etliche Zeit darauf, dass diese Gebiete nur vorübergehend besetzt blieben, ohne zu ahnen, dass die Abtretung bereits beschlossene Sache war.  

Nach langwierigen diplomatischen Auseinandersetzungen verleibte sich Preußen aus der Dritten Polnischen Teilung einen großen Landstreifen Zentralpolens ein. Warschau war nun Sitz preußischer Provinzialbehörden, das Königreich Preußen hatte seine bis dahin größte Ausdehnung erreicht. Nach der erzwungenen Abdankung des letzten polnischen Wahlkönigs Stanislaw II. August Poniatowski am 25. November 1795 erklärten die drei Teilungsmächte das Königreich Polen für erloschen.    

Weitere Unterthemen: 

> Revolutionäre Ereignisse am Niederrhein 

> Das Empire am preußischen Niederrhein

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> Aufstand gegen das Empire – Der Zug Ferdinand von Schills 1809 

> Christoph Wilhelm Henrich Sethe – Ein preußischer Beamter im Dienst Napoleons

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