Friedrich Wilhelm II. (1744-1797)

Friedrich Wilhelm II. König von Preußen, Künstler unbekannt, nach Anton Graff, um 1790, Öl auf Leinwand,
LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Der vierte preußische König folgte seinem kinderlosen Onkel Friedrich II. 1786 auf dem Thron. Er regierte in einer Zeit des Übergangs und stand zwischen Absolutismus und Französischer Revolution, zwischen friderizianischen Regierungsstrukturen und überfälligen Reformen, zwischen Aufklärung und Romantik. Unter seiner Ägide rissen Günstlings- und Mätressenwirtschaft am preußischen Hof ein, begleitet von einer defizitären Haushaltspolitik.

Friedrich Wilhelm II. war im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern außerstande, den Staatsapparat selbst zu leiten und war durch nächste Ratgeber leichter lenkbar. Er öffnete sich als Mitglied im Geheimbund der Rosenkreuzer mystischem Irrationalismus und Okkultismus und antiaufklärerischen Einflüssen (Religionsedikt 1788). Dagegen war die Inkraftsetzung des unter Friedrich dem Großen vorbereiteten „Allgemeinen Landrechts für die Preußischen Staaten“ (endgültige Fassung 1794) ein bedeutender Schritt in die rechtsstaatliche Moderne.

Unter Friedrich Wilhelm II. entfaltete das untergehende ancien régime noch einmal in Preußen lange verpönten Glanz und Prunk. Der König füllte die dazu passende Rolle eines prassenden, kunstliebenden und sinnesfreudigen Monarchen mühelos aus. Unter seinem Mäzenatentum erlebte Berlin eine kulturelle Blütezeit des deutschen Frühklassizismus mit dem neuen Brandenburger Tor (1789-93) als dem berühmtesten Bauwerk dieser Epoche.

Dessen Errichtung steht in direktem Zusammenhang mit einer außenpolitischen Machtdemonstration, die vom preußischen Niederrhein ausging. Preußen intervenierte militärisch bei inneren Unruhen in den benachbarten Niederlanden zwischen den Parteien der liberalen „Patrioten“ und konservativen „Oranier“. Im Sommer 1787 versammelte sich eine preußische Armee von 20.000 Mann im Herzogtum Kleve, marschierte im Einvernehmen mit Großbritannien in die Niederlande ein, besetzte u.a. Amsterdam und beendete die Unruhen. Friedrich Wilhelm II. setzte seinen Schwager, den Erbstatthalter Wilhelm V. von Oranien, wieder in dessen quasi-monarchische Rechte ein, zog die Truppen ab und verzichtete auf Kontributionen. Friedrich Wilhelm II. gab anschließend das neue Prunktor der Hauptstadt in Auftrag, das Kriegsglorie, Herrschermacht und weise Friedensbereitschaft des Königs symbolisierte.

Obwohl Friedrich Wilhelm II. keine persönlichen Beziehungen zu seinen westlichen Landesteilen hatte, waren diese doch stark von außenpolitischen Entscheidungen betroffen, die unter seiner Regierung ergingen. Der gemeinsam mit Österreich unternommene Feldzug, um die Monarchie in Frankreich zu sichern, scheiterte 1792 drastisch und mündete in die Proklamation der Französischen Republik. Danach erlangte Preußen riesige Gebietsgewinne aus der Aufteilung Polens bis 1795. Um die Gewinne im Osten zu sichern, verließ Friedrich Wilhelm II. die antifranzösische Koalition und arrangierte sich im Westen mit der Republik Frankreich. Im separaten Frieden von Basel trat er 1795 seine Besitzungen am linken Niederrhein ab.

 

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